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Sonntag, 7. Februar 2016

Der Politische Aschermittwoch in Bayern

Den Bayern sagt man gerne nach, dass sie eher ein behäbiges Volk sind, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. Geduldig lassen sie alles über sich ergehen, solange man nicht versucht am Grundnahrungsmittel, dem Bier, zu rütteln. Allerdings können sie tatsächlich auch ziemlich „granteln“. Wie jedes Jahr am Politischen Aschermittwoch, dem größten Stammtisch der Republik, eindrucksvoll bewiesen wird.


Copyright Bild Bayern Tourismus


Der findet alljährlich für die bayerische CSU in Passau, für die SPD in Vilshofen und für die Grünen sowie die ÖDP in der niederbayerischen Hauptstadt Landshut statt. Oft sorgen die Politiker der Parteien für Lacher, aber es kann auch ganz schön laut werden, wenn die Parteien ihre deftigen Kampfansagen an die gegnerischen Parteien in den Raum schleudern. Der Politische Aschermittwoch ist eine lustig-aggressive Mischung aus Polemik und Unterhaltung und wird ganz besonders in Bayern gepflegt. Hier ist er auch entstanden.

Historisch begründet sich der Politische Aschermittwoch in einer ersten Kundgebung des Bayerischen Brauerbundes im Jahr 1919 in Vilshofen. Die kleine Stadt in Niederbayern wurde derzeit auserkoren, weil es dort bereits im 16. Jahrhundert anlässlich des stattfindenden Viehmarktes am Aschermittwoch zu politischen Reden kam. Unter dem Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, einem Meister der Rhetorik, erlebte der Politische Aschermittwoch einen regelrechten Boom. Franz Josef Strauß verkörperte in gewisser Weise den Urbayern und wird bis heute noch gerne von seiner Partei, der CSU, zitiert. Diverse Spiegel-Affären und Amigo-Wirtschaften verleugnete er schlichtweg. Bereits einige Jahre nach seinem Sturz stand er auf wie Phönix aus der Asche und setzte seine Karriere als Finanzminister fort. Die Kanzlerkandidatur verlor er jedoch gegen Helmut Schmidt von der SPD. Franz Josef starb 1988, ist aber bis heute eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit und Namensgeber des Flughafens München-Erding. Mit Strauß avancierte der Politische Aschermittwoch im Jahr 1953 zu einem bundesweiten Medienereignis.


Mittlerweile werden von den Parteien Busse angemietet, um die zahlreichen Teilnehmer zum Ort des Geschehens zu transportieren. Da sitzen sie dann feucht-fröhlich in Bierzelten, Festsälen sowie Wirtshäusern und lauschen gebannt den Worten der bayerischen Parteispitzen. Wie diese über die Konkurrenz wettern, selbstverständlich alles besser machen würden und sich selbst aufs Podest heben. Dabei befinden sich die Reden auf einem schmalen Grat zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit. 

Post vom Bayernmädel

„Was sich liebt, das neckt sich“, so sagt man. Auch wenn man sich gelegentlich mal gegenseitig ein wenig auf den Arm nimmt, so bleiben  letzten Endes viele Gemeinsamkeiten zwischen den Bayern und den Österreichern. Die Mentalität ist historisch und örtlich bedingt ähnlicher als der ein oder andere zugeben mag. Die Beziehung der beiden Alpenländer ist so speziell, dass der Thematik im Jahr 2012 sogar eine eigene Länderübergreifende Landesausstellung gewidmet wurde.



Die Bayern und die Österreicher sind wie zwei Geschwister, die sich in der Vergangenheit mal geliebt und mal bekriegt haben. Aber ganz heimlich sind  die Bayern vermutlich den Österreichern näher als dem Rest der Bundesrepublik Deutschland. Zumindest was die Altbayern betrifft.


Altbayern, damit bezeichnet man Ober- und Niederbayern sowie die Oberpfalz. Mehr oder wenig unfreiwillig kamen dann vor rund 200 Jahren die neubayerischen Gebiete Frankens und Schwabens hinzu. Diese sahen sich praktisch gegen ihren Willen in einem bayerischen Gesamtstaat vereint. Darauf basieren teilweise heute noch die kleinen Sticheleien aufeinander zwischen den Altbayern und den Franken sowie den Schwaben.
Und genau so kunterbunt setzt sich das bayerische Staatswappen aus einem Gemisch von allem zusammen. Ein dominanter goldener Löwe der Wittelsbacher, der fränkische Rechen, der blaue Panther für Nieder- und Oberbayern, drei schwäbische schwarze Löwen und das weiß-blaue Herzschild als bayerisches Wahrzeichen für den weiß-blauen Himmel und die Volkskrone.
Kein Bundesland in Deutschland bedient so viele Klischees wie die Bayern. Unaufgeschlossen Neuem gegenüber, verhaftet in Traditionen und Brauchtum, so heißt es. Und dennoch – der bayerische Staat ist ein Kind der Revolution, hier kam die Monarchie früher zu Fall als in allen anderen deutschen Königshäusern.

Im August 1919 ist Bayern „verreichlicht“ worden, seit der Wiedervereinigung mit der ehemaligen DDR ist das weiß-blaue Bundesland eines von 16 Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland und flächenmäßig das größte. Mit seinen 70.500 Quadratkilometern erreicht es fast die Größe von Österreich.  Dem Nachbarland, mit dem sich immer wieder viele Parallelen finden. Wie zum Beispiel die Liebe zur Regionalität und der Tradition sowie die Kulinarik und das Brauchtum.  Auf den Speisekarten finden sich Rezepte der gemeinsamen Großeltern. Einmal abgesehen von der bayerischen Weißwurst und mit Ausnahme der Gerichte  aus der fränkischen oder schwäbischen Küchen, die in die altbayerische Speiseplan eingezogen sind.

Die Parteienlandschaft im Freistaat südlich des Weißwurstäquators hebt sich ein wenig von dem der BRD ab. Bayern ist das einzige Bundesland, in dem die CDU keinen eigenen Landesverband besitzt. Dafür wird sie hier von ihrer Schwesterpartei, der CSU vertreten. Diese stellt übrigens in Bayern seit 1957, also über ein halbes Jahrhundert, den Ministerpräsidenten meist mit absoluter Mehrheit im Landtag.

Jeder vierte Beherbergungsbetrieb befindet sich in Bayern. Nicht zuletzt natürlich auch wegen des weltberühmten Oktoberfestes. Weitere attraktive Ferienziele sind die oberbayerischen Seen, die bayerischen Alpen im Süden, das Alpenvorland des ostbayerischen Mittelgebirges und die Stufenlandschaft der Schwäbischen und Fränkischen Alb. Daneben natürlich auch die imposanten Großstädte wie München oder Nürnberg. Sowie einige pittoreske kleine Städte zu denen auch Regensburg oder Passau zu zählen sind. Und Kultfiguren wie Karl Valentin.